„Aus dem Sumpfloch ein Angelgewässer gemacht“

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bild1Hier lässt es sich aushalten: Vereinschef Reiner Fritz nutzt seine Freizeit oft, um am Hattsteinweiher die Angelrute auszuwerfen. Foto: Seifert

Von Andreas Seifert
FISCHEREIVEREIN Usinger Petrijünger feiern 70-jähriges Bestehen
USINGEN – Wer Frischfisch mag, lässt sich entweder an der Theke im Supermarkt bedienen oder holt sich das leckere Stück in der Frankfurter Kleinmarkthalle. Es gibt aber noch eine ganz andere Möglichkeit, sich mit Forelle, Zander, Hecht & Co. zu versorgen: Man wird Mitglied beim Usinger Fischereiverein. Dann kann man sich nicht nur regelmäßig mit leckeren heimischen Speisefischen versorgen, sondern bekommt Kontakt zu netten Menschen und erlebt ein abwechslungsreiches Hobby.
Den Fischereiverein gibt es inzwischen seit 70 Jahren in der Buchfinkenstadt. Die Zeiten, in denen die Petrijünger ausschließlich mit der Angelrute einsam am Ufer des Hattsteinweihers saßen und auf den entscheidenden Anbiss warteten, sind längst vorbei. Heute agieren die 72 Mitglieder auch als Natur- und Umweltschützer und bescheren dem Usinger Land mit dem alljährlichen Fischerfest im Mai ein ganz besonderes Highlight.
Reiner Fritz, seit zwölf Jahren Vorsitzender der Usinger Fischer, weiß auch, warum das Fischerfest in der Bevölkerung auf so große Resonanz stößt: „Wir ordern unseren Backfisch fürs Fest direkt an der Nordsee. Der kommt sozusagen bei uns fangfrisch auf den Grill. Das wissen die vielen Gäste und kommen jedes Jahr wieder.“ Vor der gemütlichen Fischerhütte, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hattsteinweiher befindet, werden dann Bänke und Tische aufgestellt und die komplette Freifläche zum Feiern hergerichtet. Mit den Einnahmen sichert der Verein seine Existenz. Schließlich müssen die Fischer neben dem Hattsteinweiher auch den Brunnenweiher und einen großen Abschnitt der Usa in Ordnung halten. Da fallen neben Kosten für Reinigungs- und Mäharbeiten auch Aufwendungen für neuen Fischbesatz an. Dass die Fischer in Usingen großen Rückhalt genießen, bestätigte sich 2009. Damals brannte die aus Holz errichtete Vereinshütte komplett nieder. „Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung war groß. Da wurden uns Tische und Stühle von einem Gastronom angeboten, Geschirr und Gläser aus Privathaushalten zur Verfügung gestellt und nicht zuletzt viele Geldspenden übergeben“, erinnert sich Reiner Fritz.
Fest am 17. September
Mit viel Muskelschmalz und Eigeninitiative errichteten sich die Fischer eine neue Vereinsunterkunft; diesmal massiv aus Stein. Und dort wollen sie auch ihr 70-jähriges Bestehen am 17. September feiern. „70 Jahre sind ja eigentlich kein Anlass für eine Jubelfeier. Aber wir möchten in Verbindung mit diesem Vereinsgeburtstag eine kleine Feier für unsere Mitglieder, Helfer und einige geladene Gäste ausrichten und damit einfach mal Danke sagen“, so Fritz.
Es war der 28. März 1946, als sich im Usinger Gasthaus „Zur Linde“ in der Untergasse 15 Männer versammelten und den Fischereiverein aus der Taufe hoben. Heinrich Hungerbühler, Wirt der „Linde“, gehörte ebenso dazu wie Dr. Georg Lyding, Dr. Paul Scholl, Theo Born, Karl Klein, Gustav Kratz, Willi Petermeise, Anton Schnitzlein, Otto Momberger, Albert Erle, Werner Eckel, Karl Pütz, Karl Martin, Julius Bettin und Karl Schmidt.
Schon im Mai des gleichen Jahres schlossen die Fischer den ersten Pachtvertrag für den Hattsteinweiher mit der Stadt ab. Im Juni 1946 übernahmen sie dann auch die Verantwortung für die Usa in der heimischen Gemarkung. Doch noch übten die amerikanischen Besatzungsmächte in Hessen das Jagd- und Fischereirecht ohne jede Einschränkung aus. Und so wurden die ersten Versuche, den Weiher mit Fischbesatz für die Nachzucht zu beleben, durch das übermäßige Abfischen der Amerikaner zunichte gemacht.
Einer, der inzwischen seit 63 Jahren den Usinger Fischern angehört und genauso lange das Amt des Vereinskassierers ausübt, ist Hartmut Schmidt. Der 79-jährige Hobbyangler kann sich noch gut an die frühen Vereinsjahre erinnern. „Ich wollte unbedingt bei den Fischern Mitglied werden. Mein Vater gehörte zu den Gründern und hat mich für das Hobby begeistert. Doch die geschlossene Herrenriege stellte eine Bedingung: Ich musste mich bereiterklären, den Posten des Kassierers zu übernehmen. Und so ist es bis heute geblieben“, erzählt Schmidt.
Galt in den Anfangsjahren das Hauptaugenmerk der Fischer dem Hattsteinweiher und der Usa, so kam in den frühen siebziger Jahren der kleine Brunnenweiher hinzu. „Da haben wir viel Zeit und Geld investiert, um aus dem Sumpfloch ein Angelgewässer zu machen. Als das Projekt dann beendet war, mussten wir für die Behörden Zeichnungen anfertigen lassen. Alles in allem waren es am Ende Aufwendungen von rund 10000 Mark“, ist es Hartmut Schmidt noch in Erinnerung.
Weil für die engagierten Fischer nicht nur der Angelsport, sondern auch die Pflege von Gewässern und Uferbereichen im Fokus steht, und sie hier seit vielen Jahren vorbildlichen Naturschutz leisten, honorierte die Stadt Usingen ihren Einsatz 1985 mit dem Umweltschutzpreis; vom Hochtaunuskreis erhielt der Fischereiverein 1988 den Naturschutzpreis.
Nachwuchsarbeit
Da darf Reiner Fritz als Vereinschef durchaus stolz auf seine Truppe sein. Denn ohne die vielen Arbeitseinsätze würde es um die heimischen Gewässer eher schlecht aussehen. Ein dickes Lob spendiert der Vorsitzende auch seinen Nachwuchsbetreuern Daniel Bolesta, Steffen Derra und Rolf Parker. Das Trio sorgt dafür, dass die sieben Jugendlichen im Verein den Spaß an der Sache nicht verlieren und ihr Hobby fach- und sachgerecht ausüben.
Über weitere Nachwuchsangler würden sich die Jugendwarte sicher freuen. Wertvolle Informationen rund um den Fischereiverein gibt es unter www.fischereiverein-usingen.de.