Fürs Baden müssen Fische weichen
11.03.2013
Von Tatjana Seibt Die Stadt Usingen ist am Wochenende auf großem Fischzug gewesen. Und neben vielen kleinen ist ihnen auch ein dicker Fisch ins Netz gegangen.
Usingen.
Das Eis, das noch bis vor wenigen Tagen den Hattsteinweiher zu einer attraktiven Schlittschuhfläche machte, ist geschmolzen und das Wasser bis auf rund 2,50 Meter abgelassen. Ein leicht modriger Geruch erfüllte am Samstagmorgen die Luft. 20 Männer vom Fischereiverein Usingen machten sich gemeinsam mit Berufsfischer Götz Kuhn fertig, das große Netz auszuwerfen.
Wofür die Angler normalerweise Tage brauchen, wollten sie nun an nur einem Vormittag schaffen: nahezu alle Fische fangen. Dabei geht es den Fischern aber nicht wie sonst um den leckeren Happen für den Teller, sondern um die Verbesserung der Wasserqualität (TZ berichtete).
Clear-Waters-Inhaber Dr. Christian Schuller hat gemeinsam mit der Stadt ein Konzept erarbeitet, wie die Wasserqualität des Hattsteinweihers langfristig verbessert werden kann. Zwar ist sie grundsätzlich gut, doch gegen Ende der Badezeit musste das Gewässer meistens gesperrt werden, da es umzukippen drohte.
Grund ist die starke Vermehrung der Cyanobakterien. Die können sich vor allem deshalb entwickeln, weil der natürliche Filter, die Wasserpflanzen im Gewässer fehlen. Die werden nämlich, so die Annahme Schullers, von der Überpopulation der Weißfische gefressen. Mit dem Abfischen der Weißfische sollen die Raubfische wieder Oberhand gewinnen, und im nächsten Schritt sollen Wasserpflanzen eingesetzt werden.
Rund eine halbe Stunde brauchten die Helfer, um das vier Meter große Fangnetz von Götz Kuhn einmal durch den Hattsteinweiher zu ziehen. Mit vereinten Kräften zogen die Männer das Seil zum Ufer und holten auch so manches verloren gegangene Bade-Utensil vom Grund des Sees. Motorradhelm, Paddel, Flaschen und Schwimmflossen waren die erste Beute, die die Fischer machten. Doch knapp einen Meter vor dem Strand wurde schließlich das erste Gewimmel sichtbar.
Hunderte kleiner und auch größerer Fische zappelte im Netz. Der dickste Brocken war ein Marmor- oder Silberkarpfen. Welcher Fisch es nun tatsächlich war, da wollten sich die Experten nicht festlegen. Ebenso wenig bei dem Gewicht des Riesen, dessen Gewicht zwischen 6,5 bis hin zu 15 oder 20 Kilogramm geschätzt wurde. „Der ist uns im letzten Jahr durch die Lappen gegangen“, so Jürgen Friedrich.
Denn schon einmal hatte die Stadt versucht, speziell die pflanzenfressenden Karpfen zu fangen. Der Dicke fand nun im Brunnenweiher ein neues Zuhause. Zehn tote Hechte verzeichneten die Fischer, und Michael Brendel stellte enttäuscht fest: „Da ist quasi der ganze Besatz aus dem vergangenen Herbst kaputt gegangen.“ Der größte Fang waren hingegen die Weißfische. Vornehmlich Rotaugen und Rotfedern, nicht größer als eine Sprotte, aber deutlich in der Überzahl. „Da waren etwa 185 Kilogramm drin“, schätzte Kuhn, der ein geübtes Auge für Menge und Gewicht der Fische hat. Und ähnlich wie bei dem Märchen Aschenputtel galt bei den Fischen: die Guten ins Wasser, die schlechten in den Eimer. Verteilt auf andere Weiher dürfen sie dort weiter schwimmen. „Die Menge der Fische entspricht etwa den Erwartungen“, sagte Schuller. Gleichwohl dürfte sich das ungeübte Auge durchaus einen größeren Fang vorgestellt haben.
Schuller und Friedrich hingegen zeigten sich zufrieden. Etwa 10 bis 20 Prozent der Weißfische bleiben im Teich, um den Raubfischen Nahrung zu bieten. Den Rest sortierten die Fischer per Hand aus. Und damit dürfte nun im Sommer einem ungetrübten Badespaß nichts mehr im Wege stehen.